Glockengeläut

Wisst ihr eigentlich, welches Thema mich seit Jahren einnimmt? Hochzeiten – so seltsam das auch klingen mag. Immerhin bin ich ein Kerl, da sollte man meinen, Hochzeiten seien mir egal. Sind sie aber nicht. Nicht wirklich.

Nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Ich habe nicht vor, mich zu verloben, noch nicht jedenfalls. Mit meinen 22 Jährchen hat das noch eine Weile Zeit. Aber schon bei dieser ganzen Verlobungssache gibt es einige Dinge, die mich stören oder wo ich mir zumindest meinen Teil dazu denke.

Zum Beispiel der Verlobungsring. Ich bin ein wenig altmodisch und der Meinung, als Kerl ist es meine Pflicht den Antrag zu machen. Das ist eben Männersache. Aber… wie findet man den passenden Ring? Mit „passend“ ist nicht gemeint, dass er zu der Dame des Herzens passen sollte, sondern wirklich nur die Ringgröße. Woher bitte soll ich wissen, wie groß der Ring sein muss, den ich ihr zu kaufen gedenke? Natürlich – ich kann sie fragen, aber zweierlei Dinge stehen da im Wege: Erstens weiß sie es möglicherweise auch nicht und zweitens und viel wichtiger: Sie soll vom Antrag ja auch nichts wissen. Wenn ich sie aber frage, wie dick ihr Finger ist und welche Größe der Ring an ihrem linken Ringfinger haben muss… also wer da nicht merkt, dass ich einen Verlobungsring besorgen möchte, muss schon ganz schön doof sein.

Ich kann aber auch schließlich nicht ihren Finger umfassen, meine Finger starr in der Position lassen und zum Ringgeschäft meines Vertrauens gehen und sagen: „Einmal den da, in dieser Größe!“ und dabei den Verkäufer meine höchstwahrscheinlich schon halb abgestorbene Hand hinhalten.

Was mich noch stört: Der passende Augenblick. Dieses Mal ist es tatsächlich übertragend gemeint, niemand muss den Augenblick anziehen oder am Finger tragen.

Muss ich mit ihr ins Restaurant bei Kerzenschein, ins Theater oder gar auf das Konzert ihrer Lieblingsband, wo ich natürlich schon im Vorwege garantiert habe, mitten während der Show mit ihr auf die Bühne gelassen zu werden und den Antrag zu machen?

Reicht es nicht, nach einem schönen Spaziergang vor ihr auf die Knie zu fallen? Ja, reicht es nicht, wenn wir gerade traute Zweisamkeit haben? Muss man immer alles so kompliziert machen?

Und überhaupt, heiraten an sich: Kirche oder Kloster oder Vatikan oder auf hoher See? Priester, Pastor, verrückter visionärer Dorfprediger, Kapitän des nächstbesten Fischkutters? 11.11. oder 29.02. oder lieber einfach so schnell es geht? Wer und wann und wo – und wie?

Wie soll die Hochzeit stattfinden? Märchenhochzeit? Äußerst traditionell? Schocker und Rocker?

Was für ein Glück, dass ich noch Zeit habe. Aber ich denke, wenn es soweit ist, werde ich in Panik verfallen, alle Pläne über den Haufen werfen und eine heidnische Zeremonie im Wald veranstalten, wo wir eine Jungfrau auf einem Opferstein töten, uns mit ihren Blut Runen ins Gesicht schmieren und uns damit besaufen und alles in einer Orgie ausartet.

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